Nach wenigen Sommern und mit ein wenig mehr Ahnung zu diesem Sport beschlossen im Winter 2000/2001 ein paar Beachbegeisterte, dass es doch mehr Professionalität braucht. In den Jahren davor hatte es bereits die ersten Amateur-Turniere auf den mittlerweile zwei Plätzen gegeben. Die Begeisterung für den Sport, auch nach den ersten „That’s the way-Klagenfurt“-Besuchen war entsprechend gestiegen. Diese Professionalisierung mündete in dem Plan, einen Verein zu gründen, um Beachvolleyball in der Kurstadt mehr Gewicht im Badener Sportgeschehen zu verleihen. Im Rahmen des Assistenzeinsatzes an der Österreichisch-Tschechisch-Ungarischen Grenze formulierte der heutige Pressesprecher von Beachvolleyball Baden, Markus Hammer, in einsamen Nächten die Statuten des Vereins und reichte diese per Feldpost ein. Kurz darauf fand die konstituierende Sitzung statt, der „1. Badener Beachvolleyball Verein“ (BBV) war geboren.
Unermüdlicher Einsatz des Obmanns
Dank der Tätigkeiten des BBV und vor allem des unermüdlichen Einsatzes seines ersten und bisher einzigen Obmanns, Dominik Gschiegl, entwickelte sich Baden stetig zur heimlichen Beachvolleyball-Hauptstadt. „Die Liebe zum Sport, das soziale Umfeld und das generelle Engagement in einem Verein ehrenamtlich zu helfen, motiviert mich bis heute“, erklärt Dominik. Für den BBV wurden die Turniere bald zu groß. Dominik fand zwei Mitstreiter, bald war eine Firma gegründet: die VISION05.
Erfolgsstory nimmt Fahrt auf
So hat die Erfolgsstory richtig Fahrt aufgenommen. Die „Visions“, eben Dominik, Nicolas Hold und Christian Seidl, organisierten 2005 (Anm. daher die Unternehmensbezeichnung „05“) ihr erstes großes Turnier. Man errichtete auf den Sandflächen im Strandbad ein Stadion rund um den Centercourt, die Fans zeigten sich begeistert. Gold ging bei diesem A-Cup der Herren an die Tschechen Palinek/Krc, Alexander Horst (!), damals mit Harald Dobeiner ein Duo, holten Silber, die Schroffenegger-Brüder Bronze.
Alex Horst, der erfolgreichste "Badener"
Alex Horst ist nicht nur seit Anfang an mit dabei, er ist auch der erfolgreichste Baden-Athlet, der heuer beim BADEN OPEN spielen wird. Und: er spielt, wie sein jetziger Partner Clemens Doppler, seit wenigen Jahren für den BBV. Auch Katharina Schützenhöfer/Lena Plesiutschnig spielen mittlerweile für den Badener Verein, genauso wie die Klinger-Schwestern, Dorina und Ronja. Der 38-Jährige, 1,85 m große Abwehrspieler Horst holte mit unterschiedlichen Partnern (Dobeiner, Sebastian Göttlinger, Florian Gosch, Doppler) dreimal Gold und fünfmal Silber. „In Baden ist die Familie hautnah dabei, da ist man automatisch voll motiviert“, so der zweifache Vater. Doppler/Horst gewannen in den beiden Vorjahren, auch heuer steht die Titelverteidigung beim Heimturnier am Plan.
Double-Gender seit 2008
Seit dem A-Cup 2008 ist Beachvolleyball Baden ein Double-Gender-Turnier. Bei den Damen gab es ebenfalls bereits eine erfolgreiche Titelverteidigung. 2013 holten die Schwaiger-Sisters erstmals Gold beim CEV Masters. Unvergessen blieb der beim Master 2014 bekannt gegebene Rücktritt von Doris, kurz darauf holte sie mit Schwester Stefanie am Centercourt ihr zweites Gold... Die Niederösterreicherinnen sind mit zweimal Bronze, einmal Silber, und eben zweimal Gold noch immer die erfolgreichsten Baden-Athletinnen. 2020 können noch vier andere Athletinnen ihr zweites Baden-Gold holen: Die beim BADEN OPEN top-gesetzten Schweizerinnen Nina Betschart/Tanja Hüberli standen bereits 2016 beim CEV Satellite ganz oben am Siegertreppchen. 2012, beim Masters, war das bereits ihrer Landesfrau Anouk Vergé-Dépré – damals noch mit Partnerin Isabelle Forrer – gelungen. Sie spielt mittlerweile mit Joana Heidrich. Plesiutschnig holte im Vorjahr mit Schützenhöfer den Sieg.
Die Eventagentur VISION05 hat sich vom Studenten-Start-up parallel zum Event im Strandbad enorm weiterentwickelt und dabei auch den Stellenwert von Baden als Beachvolleyball-Mekka etabliert. Nach A-Cups, dem etwas speziellen MEVZA-Turnier 2009 und diversen CEV Satellites wurde Beachvolleyball Baden 2012 erstmals ein CEV Masters. 2015 folgte der CEV Continental Cup, ein Bewerb, der eigentlich auch für heuer, zur Quali für die Spiele in Tokyo geplant war. Bis Corona kam…
World Tour seit 2018
2018 jedenfalls der nächste Sprung: Beachvolleyball Baden wurde erstmals World Tour-Stopp. Bei den Herren heißen die Sieger seitdem eben Doppler/Horst. Nach Silber im ersten Jahr, holten Kathi Schützenhöfer – die heuer verletzungsbedingt fehlen wird – und Lena Plesiutschnig – sie wird wegen der Verletzung von Kathi mit Dorina Klinger spielen – Gold. 2019 gab es somit erstmals in der Geschichte von Beachvolleyball Baden einen rot-weiß-roten Doppelsieg. Bei der MEVZA Championship zehn Jahre zuvor war man knapp daran vorbeigeschrammt. Gold holten damals Sara Montagnolli und Barbara Hansel, bei den Herren wurde es mit Florian Gosch und Alex Horst „nur“ Silber.
Mehr als Sport
Beachvolleyball Baden ist jedoch viel mehr als „nur“ Sport. Auch wenn es heuer anders ist, in normalen Zeiten feiern jährlich tausende Beachfans im Stadion rund um den Centercourt „Beachvolleyball hautnah“. Dominik erklärt seine Beweggründe: „Ich mag den Eventkitzel, die Höhen und Tiefen, die Emotionen bei den Events und die lachenden Gesichter der Besucher, die unsere Veranstaltungen besuchen. Was gibt es schöneres als Leuten Spaß zu bereiten in einer Welt, in der es oftmals nicht so spaßig ist?“
Beachvolleyball Baden steht jedoch nicht nur für höchste Sportevent-Qualität, sondern auch für das traumhafte Ambiente, ein gemütliches Stadtflair und eine tolle Infrastruktur mit dem Strandbad Baden. Dominik: „Die Spieler lieben das Event, ‚only there is always a strange smell in Baden‘ (Anm. der Schwefel der Kurquellen), haben schon einige Spielerinnen oder Spieler über ihren Social-Media-Kanal veröffentlicht.“
Durch die professionelle, auf die Fans und AthlethInnen abgestimmte Organisation durch VISION05, zieht es immer neue BesucherInnen nach Baden. Der Werbewert der Events beträgt über eine Million Euro, der ORF überträgt live. Tausende Nächtigungen über all die Jahre sind nur ein Beispiel für die Wertschöpfung, die Beachvolleyball Baden für Tourismus und die regionale Wirtschaft auslöst.
„Jährlich generieren wir zwischen 1000 und 2000 Nächtigungen in Baden. Oft ist es mir schon passiert, dass ich unter dem Jahr ausländische Spieler in Baden getroffen habe, die ihre Familie mitgenommen haben. „It’s a wonderful and nice city, I want to show my family the Strandbad and the whole city.“
BBV entwickelt sich
In den vergangenen Jahren ging es auch für den Verein steil bergauf. Mit der Entwicklung neuer Teams steht der BBV mittlerweile beinahe jedes Turnierwochenende am Stockerl. Zahlreiche Siege auf der Amateur- und Pro-Tour prägen den Verein und motivieren auch immer mehr in die Zukunft zu investieren. Diese Erfolge gelingen nur mit viel Training und mit hochklassigen TrainerInnen.
Auch die selbstveranstalteten Amateur-Turniere sind österreichweit beliebt und können sich aufgrund ihres hohen Niveaus sehen lassen. Dafür stehen dem Verein mittlerweile vier Plätze, die der Verein komplett selbständig betreut, im Weilburgpark zur Verfügung. Genau auf diesen Plätzen finden heuer das BADEN OPEN und die Staatsmeisterschaften statt. Dominik: „Unser Verein feiert im nächsten Jahr sein 20-jähriges Jubiläum. Ich bin stolz von Anfang an Obmann sein zu dürfen. Wir sind durch Höhen und Tiefen gegangen, aber seit 2019 geht es richtig steil bergauf, mit einem professionalen Nachwuchsprogramm.“
Nachwuchsarbeit
Im Vorjahr wurde das Regionale Ausbildungszentrum Thermenregion (RAZ) ins Leben gerufen. Das RAZ bietet dem Volleyball-Nachwuchs die optimale Startmöglichkeit. Dominik: „Seit 2019 stecken wir jegliche Investition in unser Nachwuchsprojekt, das RAZ in Zusammenarbeit mit dem Gymnasium Gainfarn. Das läuft schon richtig gut. Aber auch ist es entscheidend, dass sich die Eltern darum kümmern ihre Kindern vom Smartphone weg in einen Verein zu bewegen. Es geht ja um viel mehr als nur um den Sport. Es geht um ein soziales Umfeld, um Spaß und gemeinsame Erfolge.“
Insgesamt wurden seitdem vier Schulen im Bezirk Baden betreut. Im kommenden Schuljahr werden sowohl die Schulen in Baden weiter trainiert, als auch in den Bezirken Mödling und Wr. Neustadt. 35 Kinder nehmen derzeit regelmäßig an den Trainings teil. Andreas Trummer übergibt das Trainer-Zepter ab September an Astrid Bauer, ebenfalls staatliche A-Trainerin. "Astrid ist eine top-geeignete Nachfolgerin. Die motivierten Kinder werden sich bestens weiterentwickeln", ist sich Andreas sicher. "Der Zuspruch ist riesig und es gibt zahlreiche Talente in der Kurstadt. Schön wäre es, wenn die umliegenden Vereine das Potenzial des RAZ erkennen und die Zusammenarbeit in Zukunft noch mehr gefördert wird“, erklärt der Trainer. „Die Vision des BBV ist ein duales Ausbildungszentrum für Kinder und Jugendliche, um neben Beachvolleyball eben auch in der Halle Mannschaften bilden zu können“, ergänzt Dominik.
Im heurigen Sommer wurde der Vize-Weltmeister von 2017, Clemens Doppler, ins Boot geholt, um so den Kindern noch mehr Motivation zu geben. „Die Kinder lernen schnell und wollen sich immer weiterentwickeln“, befindet das Beach-Idol. „Die Kids sind ungemein begeisterungsfähig und motiviert im Training. Es sind alle mit Spaß und dem nötigen Ernst bei der Sache und das ist ja unterm Strich das Wichtigste. Mir macht es auch großen Spaß mit ihnen zu arbeiten“, erklärt der Titelverteidiger beim BADEN OPEN.
Nicht nur für den BBV, auch für VISION05 und das SPORT.LAND.Niederösterreich – von Beginn an Hauptsponsor der großen Events – war Nachwuchsarbeit immer von besonderer Bedeutung. Nicht umsonst gab es ab 2017 einen Double-Header in Baden. In diesem Jahr kämpften die U22-Stars von morgen um EM-Medaillen. Und mit Moritz Pristauz – er spielt beim BADEN OPEN mit Laurenz Leitner – und Michael Buchegger, dem Hallen-Profi und Italien-Legionär, holte Österreich Bronze. Im Jahr darauf folgten das CEV Youth Cup Final zur Qualifikation für die Jugend-Spiele, im Vorjahr die U18-EM.
Beachvolleyball Baden gibt es seit dem vorigen Jahrhundert. Und wie sich in den kommenden Tagen zeigen wird, auch trotz Corona ist dieser Sport in Baden höchst lebendig. Dominik: „Wir freuen uns auf zwei atemberaubende Turniere.“
ORF SPORT + überträgt beim BADEN OPEN live ab Samstag, den 22.8., ab den Viertelfinal-Spielen (14 Uhr) und am Sonntag, den 23.8. ab 10 Uhr live. Auf laola1.at, www.twitch.tv und beachvolleyball-baden.at wird es von allen Courts an allen Tagen einen kostenlosen Live-Stream geben.